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(während des Jahrestreffens des AKHFG Ende Februar in Bad Honnef wurden Eva Labouvie und Bea Lundt beauftragt, eine Resolution des AKHFG zu überarbeiten und an den Historikerverband (sic, so nennt er sich auf der Homepage) weiterzuleiten. Ziel sollte es vor allem sein, im Vorstand des Verbandes eine größere Sensibilität in Bezug auf unsere Anliegen zu entwickeln. Anlass waren unsere Erfahrungen mit Stellenbesetzungen in den letzten Jahren und mit der Ablehnung aller unserer Sektionsangebote auf dem HistorikerInnentag in Kiel 2004.)

Resolution des „Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland (AKHFG)“ im Dachverband der „International Federation for Research in Women’s History (IFRWH)“

Der „Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland (AKHFG)“ nahm sein letztes Jahrestreffen im Februar 2005 zum Anlass, über die Situation von Wissenschaftlerinnen im Fach Geschichte an Universitäten und Hochschulen sowie über die Nachwuchsförderung in der historischen Frauen- und Geschlechterforschung nachzudenken und zu diskutieren. Allseitiger Eindruck war eine sowohl depressive Politik bezüglich der Stellenbesetzung (Professorinnenstellen) auf dem Gebiet der historischen Geschlecherforschung als auch eine sich insgesamt verschlechternde Situation für Wissenschaftlerinnen nach der Habilitation an deutschen Universitäten und Hochschulen. Mit bislang nurmehr vier besetzten ProfessorInnenstellen mit einer Teildenomination für Geschlechterforschung im Fach Geschichte zieht die Geschichtswissenschaft mittlerweile auf diesem Gebiet gleich mit Fachgebieten wie Textilwissenschaften, längst überholt von Disziplinen wie Soziologie oder Erziehungswissenschaften mit jeweils mehr als 20 Professuren auf dem Gebiet der Geschlechterforschung (Statistik 2004, Ulla Bock/Bonn). Gerade die Geschichtswissenschaft gehörte aber zu jenen Disziplinen, die in Deutschland die Frauen- und Geschlechterforschung begründeten und etablierten. Ebenfalls wurde ein allgemeiner Rückgang von mit Frauen besetzten Professuren, der in den einzelnen Teilgebieten der Geschichtswissenschaft unterschiedlich ausfällt, in den letzten drei bis vier Jahren beobachtet. Freilich fehlte eine genauere Zahlenbasis.

Der „Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland (AKHFG)“ bittet daher den Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands um Auskunft und Zahlenmaterial bzw. bereits vorliegende statistische Auswertungen. Wir wollen eine  genauere vergleichende Recherche durchführen über die Besetzung von Stellen in unserem Fach mit Frauen, sowie noch einmal unterteilt mit jenen Personen, die in der Frauen- und Geschlechtergeschichte lehren und forschen. Es interessieren uns zum einen die Besetzung von Professuren in den Epochen Alte Geschichte, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Neuere Geschichte, Neueste/Zeitgeschichte mit Frauen und Männern in den letzten vier bis fünf Jahren, zum anderen auch die Besetzung der Didaktikstellen sowie der neudefinierten Aufgabengebiete (etwa Kultur-Medien-Mentalitätengeschichte).Um uns einen Einblick in die Situation des Nachwuchses zu verschaffen, würden wir zudem gerne Einsicht nehmen in die Datei der habilitierten Historikerinnen und Historiker.Außerdem wollen wir anfragen, ob, und wenn ja, welche Überlegungen des Verbandes bestehen, um die Frauen- und Geschlechtergeschichte in die Verbandsarbeit miteinzubeziehen. Insbesondere interessiert uns diese Frage in Zusammenhang mit dem für 2006 anstehenden nächsten HistorikerInnentag in Konstanz. Auf dem letzten HistorikerInnentag in Kiel 2004 war die Repräsentanz von Frauen als Referentinnen marginal, und Sektionen sowie Beiträge zum Themenbereich der Frauen- und Geschlechtergeschichte waren überhaupt nicht vertreten, wie bereits in einem Auswertungsreferat von Wiebke Kolbe in H-Soz-und-Kult kritisch angemerkt wurde. (https://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/forum/type=diskussionen&id=540)

Auch hier hatten wir keine statistische Grundlage, zahlreiche Kolleginnen berichteten jedoch, dass ihre eingereichten Vorschläge abgelehnt wurden.Auf allen internationalen Tagungen im englisch- und französischsprachigen Ausland ist das Forschungsfeld der Gendergeschichte breit vertreten. Bisher war es auch auf den deutschen HistorikerInnentagen durchaus möglich, sich einen gewissen Überblick über laufende Forschungen und die Entwicklung dieser Themen zu verschaffen. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist die Präsentation der Ergebnisse von Qualifikationsarbeiten vor dieser Fachöffentlichkeit für die berufliche Laufbahn dringend erforderlich, ja unverzichtbar. Angesichts des erstmaligen kollektiven Ausschlusses dieses Themas von einem deutschen Historikertag ist es daher für uns wichtig, die Gründe zu erfahren, die zu dieser Zurückweisung geführt haben, damit wir uns auf die nächste Vorschlagsperiode, die jetzt bevorsteht, vorbereiten können.

Der „Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland (AKHFG“) bedankt sich bereits an dieser Stelle für Auskünfte und Beratung.

Mit freundlichen Grüßen
Bea Lundt (Prof. Dr. Bea Lundt, Bundeskoordinatorin des AKHFG)

Berlin, im Mai 2005