Betr: Leserbrief zum Schwerpunkt Gender, Heft 11/2014
Sehr geehrte Redaktionsmitglieder,
Es ist sehr begrüßenswert, dass das Magazin Forschung & Lehre den Themenschwerpunkt Gender für das neueste Heft 11/2014 wählte. Werden doch momentan gerade Kolleginnen und Kollegen bedroht, die auf diesem Gebiet forschen. Folglich eine gute Gelegenheit für den Verband, die betroffenen Kolleginnen, Kollegen und Universitäten zu unterstützen und auf grundlegende Gefährdungen von wissenschaftlicher Freiheit zu verweisen. Doch nur in dem Beitrag von Andrea Geier wird dieser Sachverhalt überhaupt erwähnt (S. 886). Wir bedauern, dass diese Bedrohungen nicht in einem Artikel behandelt oder doch wenigstens von der Redaktion kommentiert wurden.
Der zwiespältige Eindruck wird dadurch verstärkt, dass – neben mehreren sachlichen Artikeln – zwei polemisierende Beiträge von Kollegen aufgenommen wurden. Der eine benennt vielleicht durchaus diskussionswürdige Kritikpunkte, überzieht aber in der Polemik, der andere – das gilt für die Contra-Stellungnahme – setzt das Gender-Bashing à la Martenstein fort. Das erscheint in der gegenwärtigen Situation nicht angemessen. Kritik sollte wissenschaftlicher und sachlicher geäußert werden.
Ist das Schweigen der Redaktion und die Polemik der Argumentation vielleicht ein Indiz für die nach wie vor im akademischen ‚mainstream‘ eben nicht wirklich vorhandene Akzeptanz von Gender Studies bzw. Frauen- und Geschlechterforschung als einer legitimen und selbstverständlichen wissenschaftlichen Disziplin oder Schwerpunktsetzung?
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Sylvia Paletschek (Freiburg)
Prof. Dr. Angelika Schaser (Hamburg)
Im Namen des Vorstandes des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung (AKHFG)
Stellungnahme der Fachgesellschaft Geschlechterstudien zum Genderheft von Forschung und Lehre
Veröffentlich am 1. April 2014